Mitgliederversammlung des MVB am 18. Oktober 2023
Ein Bericht von Eva Bambach
Dem Jubiläum im Sommer 2024 galt einer der Tagesordnungspunkte bei der Mitgliederversammlung am 18. Oktober 2023: Nächstes Jahr kann der Verein seine 50-jährige Geschichte feiern, bezogen auf die Neugründung im Jahr 1974. Die Anfangszeit liegt aber schon viel länger zurück: 1908 wurde unter Karl Albert Henkelmann erstmals ein Bensheimer Museumsverein gegründet, der unter anderem Ausstellungsstücke für das zu gründende Heimatmuseum zusammentrug, die den Grundstock des heutigen Museums der Stadt Bensheim bildeten. Der Nationalsozialismus setzte dann sowohl dem Museum als auch dem Verein ein Ende. Wie die Jubiläumsfeier gestaltet wird, steht noch nicht fest und soll von einem Komitee des Vereins erarbeitet werden.
Die Mitgliederversammlung im Breuer-Saal des Kolpinghauses war gut besucht. Der Vorsitzende Klaus H. Jöckel eröffnete mit dem Gedenken an die Toten des Jahren 2022 aus den Reihen des Vereins Adolphine in der Strodt, Josef Zehnbauer, Hugo Michael Paulin, Ernst Simonsen und Horst Bodemann.
Anschließend gab der Vorsitzende einen Rückblick auf die Aktivitäten des Geschäftsjahres 2022. Es erschienen zwei Ausgaben der „Mitteilungen“ des Vereins mit vielen sorgfältig recherchierten Beiträgen zur Heimatgeschichte. In der Redaktion war Alexander Wick im Juni 2022 auf Manfred Berg gefolgt, der seine Tätigkeit niedergelegt hatte. Seitdem war Wick mit Ursula Mehregan und Stefan Hebenstreit verantwortlich für das Erscheinen der Hefte.
Im vergangenen Jahr nahm der Verein Kontakt mit thematisch benachbarten Vereinen, namentlich der Metzendorfgesellschaft, Oald Bensem und den Altstadtfreunden Heppenheim, auf. Mit der Metzendorfgesellschaft erarbeitete der Museumsverein eine Ausstellung im ehemaligen Kaufhaus Krämer, die auf großes Publikumsinteresse stieß und zu einem noch unbekannten Termin noch einmal vorgestellt werden soll. Bei der Vorbereitung dazu stieß man auf zuvor nicht bekannte Unterlagen des Kaufhausinhabers Wilhelm Krämer, die dessen Verbindungen zum Nationalsozialismus dokumentieren. Stadtarchivarin und Vereinsmitglied Claudia Sosniak beleuchtete die Details dazu in einem gut besuchten Vortrag im Bensheimer Museum. Nach der Coronapause gab es wieder eine erste Exkursion mit 15 Teilnehmern nach Ladenburg, die von Holger Steinert organisiert worden war und von allen Mitfahrenden sehr positiv aufgenommen wurde.
Der Kassenbericht von Alois Hillenbrand lag nur in schriftlicher Form vor und wurde ebenfalls vom Vorsitzenden vorgestellt. Eine Spende über mehr als 7000 Euro vom aufgelösten VHS-Förderverein füllte wohltuend die Kasse des Museumsvereins, der derzeit weder bei der Exkursion noch bei der Herausgabe der Mitteilungen kostendeckend arbeiten kann. Weitere Einnahmen kamen vor allem aus den Beiträgen der Mitglieder und aus den Inseraten. Den Löwenanteil der Ausgaben machten Druckkosten und Porto für die Versendung der „Mitteilungen“ aus. Die Kassenprüfer Holger Steinert und Lothar Rumrich bestätigten eine einwandfreie Kassenführung. Der Vorstand wurde einstimmig entlastet.
Die satzungsgemäß anstehenden Wahlen zum Vorstand wurden per Handzeichen ausgeführt und erfolgten alle einstimmig oder unter Enthaltung des Kandidaten. Die Wahl brachte eine Neuerung beim Amt des stellvertretenden Vorsitzes: Holger Steinert tritt an die Stelle von Claudia Sosniak, die nicht mehr kandidierte und künftig das Amt einer Beisitzerin ausüben wird. Ebenfalls Beiräte sind Dieter Rogalli, Alexander Wick, Matthias Zahn, Stefan Hebenstreit und Arthur Kolb. Dr. Ursula Mehregan trat aus privaten Gründen nicht mehr an und wurde mit warmem Applaus für Ihren Einsatz in Redaktion und Mitgliederkommunikation bedacht. Kassierer bleibt, in Abwesenheit gewählt, Alois Hillenbrand, als Schriftführer arbeitet weiterhin Rudolf Schmitt. Kassenprüfer werden Ottfried Zillig und Ralph Stühling sein.
Einstimmig angenommen wurde auch eine Satzungsänderung, die aufgrund neuer Regeln vom Finanzamt gefordert worden war. Betreffs der Verwendung der Mittel bei Auflösung des Vereins ist nun die Heimatvereinigung Oald Bensheim anstelle der Stadt Bensheim genannt. Außerdem gibt es eine Erweiterung durch einen weiteren vom Finanzamt geforderten Passus, der in einer vorgegebenen Formulierung die selbstlose und nicht in erster Linie auf eigenwirtschaftliche Zwecke ausgerichtete Tätigkeit betont. Aus Kapazitätsgründen gestrichen wurde als Vereinszweck der Punkt „Unterstützung der Bensheimer Schulen bei der Präsentation von Beiträgen zur Heimatkunde und durch ein Angebot kindgerechter Stadtführungen.“ Hier gebe es weder eine Nachfrage von Seiten der Schulen noch Personen im Verein, die sich um diese Aufgaben kümmern könnten.
Künftig sollen Exkursionen wieder stärker das Vereinsleben prägen. Dazu hat Holger Steinert eine Liste von interessanten Orten angelegt, die im Rahmen von Halbtages- oder Dreivierteltagesfahrten angesteuert werden könnten und in der Vergangenheit noch nicht Ziel von Exkursionen des Vereins waren, darunter Obernburg am Main, Bad König (mit seiner Beziehung zu Schönberg), der Englische Garten Eulbach oder Rüsselsheim mit dem Ausstellungshaus Opelvillen und der Festung.
Ein ambitioniertes neues Projekt stellte Dieter Rogalli vor: Der Komplex von Rodensteiner Hof und Stadtpark ist von vielen ganz unterschiedlichen historischen Bedingungen geprägt, von denen nur manche schon gut dokumentiert sind. Hier hofft der Verein auf Menschen, die interessiert sind, sich an der Recherche in Vereins- und Stadtarchiv zu beteiligen oder mit Bildern, Unterlagen und Geschichten etwas beizutragen. Themen dabei sind unter anderem der Hessenfriedhof, das ehemalige Stadtcafé, die beiden Rübezahlstatuen oder das „Corona“-Denkmal – und auch die „dreckigen Engel“, wie der Bensheimer Spottname für die lange Zeit im Stadtpark aufgestellte Skulpturengruppe „Amor und Psyche“ lautete. Alle Bilder und Unterlagen würden vom Verein eingescannt und dann wieder an die Besitzer zurückgehen, erklärte Dieter Rogalli (Kontakt: dieter.rogalli@gmx.net).
„Bensheimer Gebäude, einst und jetzt“ hieß die Bilderschau, die Rudolf Schmitt zum Ausklang des Abends präsentierte. Die Fotos aus seiner umfangreichen Fotosammlung zeigten unter anderem den Ritterplatz im Wandel der Zeit, zum Beispiel mit den im Zweiten Weltkrieg zerstörten Gebäuden des Weinguts Guntrum, und viele fast vergessene Geschäfte in der Hauptstraße, vom Eis-Herbert über die Hasenschänke bis zum Bäcker Göbel. Auch das schildbürgerhafte „Bermuda-Dreieck“ an der Kreuzung Bahnhofstraße/Promenadenstraße war zu sehen.
Ein weiterer Bildervortrag von Rudolf Schmitt wird am 15. November um 18.30 Uhr im Breuer-Saal des Kolpinghauses zu erleben sein. Dann geht es um „St. Georg als Kirchen- und Stadtpatron“.