Weltkriegsopfer und Verschriftlichung von Dialekt

Mitteilungen Nr. 83/1. Halbjahr 2021

Etwas später und viel dicker: Die aktuelle Ausgabe der „Mitteilungen des Museumsvereins Bensheim“ liegt nun vor. Im Mittelpunkt stehen der Zweite Weltkrieg und seine Toten in Bensheim mit den Stadtteilen. Der Beitrag von Manfred Berg ist aus der Vorlage zu einem Vortrag hervorgegangen, der bereits 2020 zum 75. Jahrestag des Kriegsendes vorgesehen war. Einbezogen in die Gesamtdarstellung der Kriegs- und unmittelbaren Nachkriegsgeschehnisse sind neben den zivilen Opfern auch die Hinrichtung von drei jungen deutschen Soldaten, die „Kirchbergmorde“, die Erschießung US-amerikanischer Kriegsgefangener sowie die gewaltsamen Todesfälle und Ermordung von Zwangsarbeitern, KZ-Häftlingen und DPs. Ergänzt wird der Beitrag durch eine Auflistung von über 680 gefallenen, gestorbenen oder für tot erklärten Soldaten, die aus den Personenstandsregistern von Bensheim und seinen Stadtteilen ermittelt werden konnten. Insgesamt werden über 800 Todesopfer von Gewaltherrschaft und Krieg benannt.

 

Ergänzend dazu hat Claudia Sosniak eingehend die „Grabstätte Zwangsarbeiter“ auf dem Bergfriedhof Auerbach bearbeitet. Das Gräberfeld außerhalb der Friedhofsmauer wird immer wieder als „Griechengrab“ bezeichnet, was nicht ganz zutreffend ist. Nach aktuellem Forschungsstand sind hier acht Griechen, sieben Russen und sieben Polen bestattet. Auch die Namen auf der Grabplatte sind nicht alle korrekt. Am Ende ihres Beitrags listet Sosniak ihre Rechercheergebnisse auf und appelliert, nach über 70 Jahren die Namen auf dem Grabstein zu aktualisieren.

 

Ganz aktuell geht Stefan Hebenstreit  in seinem Beitrag über „Die Herausforderung in der Populärkultur und im Kommunalmarketing, Dialektlaute zu verschriftlichen“ auf die Debatte um den Titel „Winzerfest dehaam“ ein. Im Mittelpunkt steht hier die Frage „oa, ao,  oder aa“? An etlichen Beispielen beschreibt Hebenstreit die lokalen Unterschiede in der Aussprache und die Schwierigkeit, dies schriftlich darzustellen. Insbesondere die Dialektform von „daheim“ führte zu erbitterten Diskussionen, ob „dehaam“ oder „dehoam“ korrekt sei.