Die Einweihung der Knabenschule 1843

Ungeduldig erwartet wurde die 85. Ausgabe der „Mitteilungen“ des Museumsvereins Bensheim – nun liegt sie vor. Rudolf Schmitt beendet damit seine Reihe über die Geschichte der Glocken in Bensheim und seinen Stadtteilen. Er beschreibt in dem reich illustrierten Aufsatz nicht nur die Sakralbauten, sondern führt in diesem dritten Teil auch die Glocken weltlicher Einrichtungen auf.

Die Einweihung der Bensheimer Knabenschule am 27. September 1843 ist Inhalt eines Beitrags zur hiesigen Schulgeschichte von Franz Josef Schäfer. Insbesondere bei der Betrachtung des fast zweihundert Jahre zurückliegenden Schulalltags fällt auf, „dass manche Empfehlungen an Schüler, Eltern und Lehrer auch heute noch Gültigkeit haben“.

Bei der letzten Mitgliederversammlung wurde ein neuer Vorstand gewählt und eine überarbeitete Satzung verabschiedet, deren Neufassung ebenfalls abgedruckt wurde. In einem Grußwort stellt sich der neue Vorsitzende Klaus H. Jöckel vor. Er skizziert darin auch neue Aufgaben und Perspektiven des Traditionsvereins.

Mitgliedern wird die Vereinsschrift zugestellt. Ansonsten liegt sie wieder wie gewohnt in der Tourist-Info, im Rathausfoyer und im Museum aus, kleine Spenden werden gerne entgegengenommen. Die beiden ersten Beiträge zur Geschichte der Bensheimer Glocken sind in den Ausgaben Nr. 81 und 82 erschienen und können gegen einen angemessenen Kostenbeitrag unter info@museumsverein-bensheim.de bei Schriftführer Rudolf Schmitt angefordert werden.

700 Jahre Bestätigung der Stadtrechte Bensheim

Mitteilungen Nr. 84/2. Halbjahr 2021

Rechtzeitig vor der Mitgliederversammlung ist die aktuelle Ausgabe der Vereinszeitschrift „Mitteilungen“ herausgekommen. Zwei Beiträge beschäftigen sich mit dem Jubiläum der Stadtrechtsbestätigung aus dem Jahre 1320. Prof. Friedrich Battenberg beschreibt in seinen „Gedanken zur Stadtwerdung von Bensheim an der Bergstraße“ eine völlig neue Sicht auf ein komplexes Machtgefüge zwischen dem Landesherrn, dem Erzbischof Peter von Aspelt, und den konkurrierenden Kandidaten für Königswahl und Kaiserkrönung. Und in diesem Zusammenhang können die bisherigen Interpretationen zu den nicht eindeutig definierten Stadtrechten von Bensheim in einem völlig neuen Licht gesehen werden. Das Korreferat von Klaus Jöckel behandelt äußerst kenntnisreich die „Darstellung des alten Bensheim in der Literatur“ und geht quellenkritisch auf die bisherigen Veröffentlichungen zur Lokalgeschichte ein. In einem weiteren Beitrag „Annus horribilis“ beschreibt Claudia Sosniak die Pulverexplosion am Marktplatz aus dem Jahr 1822, bei der um die 15 Häuser in der Hauptstraße zerstört oder schwer beschädigt wurden.

Weltkriegsopfer und Verschriftlichung von Dialekt

Mitteilungen Nr. 83/1. Halbjahr 2021

Etwas später und viel dicker: Die aktuelle Ausgabe der „Mitteilungen des Museumsvereins Bensheim“ liegt nun vor. Im Mittelpunkt stehen der Zweite Weltkrieg und seine Toten in Bensheim mit den Stadtteilen. Der Beitrag von Manfred Berg ist aus der Vorlage zu einem Vortrag hervorgegangen, der bereits 2020 zum 75. Jahrestag des Kriegsendes vorgesehen war. Einbezogen in die Gesamtdarstellung der Kriegs- und unmittelbaren Nachkriegsgeschehnisse sind neben den zivilen Opfern auch die Hinrichtung von drei jungen deutschen Soldaten, die „Kirchbergmorde“, die Erschießung US-amerikanischer Kriegsgefangener sowie die gewaltsamen Todesfälle und Ermordung von Zwangsarbeitern, KZ-Häftlingen und DPs. Ergänzt wird der Beitrag durch eine Auflistung von über 680 gefallenen, gestorbenen oder für tot erklärten Soldaten, die aus den Personenstandsregistern von Bensheim und seinen Stadtteilen ermittelt werden konnten. Insgesamt werden über 800 Todesopfer von Gewaltherrschaft und Krieg benannt.

 

Ergänzend dazu hat Claudia Sosniak eingehend die „Grabstätte Zwangsarbeiter“ auf dem Bergfriedhof Auerbach bearbeitet. Das Gräberfeld außerhalb der Friedhofsmauer wird immer wieder als „Griechengrab“ bezeichnet, was nicht ganz zutreffend ist. Nach aktuellem Forschungsstand sind hier acht Griechen, sieben Russen und sieben Polen bestattet. Auch die Namen auf der Grabplatte sind nicht alle korrekt. Am Ende ihres Beitrags listet Sosniak ihre Rechercheergebnisse auf und appelliert, nach über 70 Jahren die Namen auf dem Grabstein zu aktualisieren.

 

Ganz aktuell geht Stefan Hebenstreit  in seinem Beitrag über „Die Herausforderung in der Populärkultur und im Kommunalmarketing, Dialektlaute zu verschriftlichen“ auf die Debatte um den Titel „Winzerfest dehaam“ ein. Im Mittelpunkt steht hier die Frage „oa, ao,  oder aa“? An etlichen Beispielen beschreibt Hebenstreit die lokalen Unterschiede in der Aussprache und die Schwierigkeit, dies schriftlich darzustellen. Insbesondere die Dialektform von „daheim“ führte zu erbitterten Diskussionen, ob „dehaam“ oder „dehoam“ korrekt sei.